Voll retro: Besser werden mit KI, UX und mehr Spaß

Aus der Vergangenheit zu lernen ist bislang wohl nicht überall die größte Stärke der Menschheit gewesen. Das gilt auch fürs Projektgeschäft. Doch es besteht Hoffnung. Man kombiniere zwei aktuelle Buzz-Themen: Agilität und Künstliche Intelligenz. Aber Achtung: Dadurch wird nicht sofort „einfach alles“ besser. Denn eine dritte Zutat ist entscheidend: (J)UX.

Bildquelle: Pixabay zzgl. eigenhändiger Malerei

Bildquelle: Pixabay zzgl. eigenhändiger Malerei

ALTER WEIN UND NEUE RÄDER?

New Work ist gar nicht neu. Echt jetzt. Den Begriff gibt es dank Frithjof Bergmann bereits seit Mitte der 1980er Jahre. Künstliche Intelligenz (KI) wurde ebenfalls nicht erst gestern erfunden, sie geistert schon mehr als 60 Jahre durch die Köpfe von Expertinnen und Experten. Und auch Agilität ist nicht frisch vom Himmel gefallen. Alter Wein? Ständig wieder neu erfundene Räder?

Manchmal ist die Zeit genau dann reif, wenn sie reif ist. Und gelegentlich müssen wohl auch in Organisationen erst bestimmte systemische Konstellationen „plötzlich“ aufeinandertreffen, damit sich dadurch gewisse Dinge in Bewegung setzen.

In den japanischen Prinzipien Kanban und Kaizen, die noch etwas älter als KI sind, in den 1950er Jahren bei Toyota & Co. für Furore sorgten und ein wenig später, in den 1980ern, auch hierzulande bekannt wurden, finden sich viele Grundlagen, die heute in agilen Methoden verankert sind und in der Praxis zum Einsatz kommen.

Vielleicht ist jetzt dank „transformation everywhere“ die Zeit reif, um auch in Projekten anders, nämlich besser, sowohl maschinell-unterstützt als auch ganz menschlich mit mehr Spaß an der Sache zu lernen. Denn eines ist klar: Da geht noch mehr.

Heute schon Für die Zukunft lernen

In keinem Unternehmen, für das ich in mittlerweile mehr als 23 Jahren gearbeitet habe, es aus der Coach- bzw. Berater- oder Moderatorperspektive von innen sehen durfte, habe ich in wirklich guter Ausführung etwas erlebt, das sich der Projektmanager in mir stets wünscht: aus der Vergangenheit früherer Projekte bewusst, aktiv und konstruktiv für die Zukunft zu lernen. Um sich selbst und dem (Projekt)Team das Leben beim nächsten Mal deutlich leichter, einfacher, effizienter und gerne auch effektiver & erfolgreicher zu machen.

In a nutshell: Wenn Projektnachbetrachtungen (im agilen Neudeutsch: Reviews & Retrospektiven) anhand von cleveren Schemata und Spielregeln (Algorithmen) durchgeführt würden, bei denen man mittels definierter Begriffe (#Hashtags, Keywords) das soeben abgeschlossene Projekt beschreibt und klassifiziert, so könnte man bei einem neu anstehenden Vorhaben (bspw. auch schon in einer Ausschreibungs- oder Angebotsphase) simpel und zielführend, mindestens teilweise tatsächlich per Knopfdruck, vorab erkennen, worauf man zu achten hat, welche Risiken drohen könnten und welche Erfolgsfaktoren früherer Vorhaben (Methoden, Wissen, Ressourcen, Werkzeuge, Menschen) dabei hilfreich sein werden. Wie man insbesondere die Zusammenarbeit im Team, unabhängig vom einzelnen Projektinhalt, noch besser gestalten kann. Dadurch läuft das nächste Projekt zwar nicht von allein oder mittels magischer Maschinenhand – jedoch mit Sicherheit ein gutes Stück risiko- und reibungsärmer, effizienter und erfolgreicher.

Klingt sinnvoll und auch logisch, wird aber bislang selten so gemacht. Weil die Relevanz oft nicht erkannt wird, weil Retrospektiven meist nicht konsequent umgesetzt werden. Weil stets schon das nächste Projekt ansteht. Und weil solch eine konsequente Nachbetrachtung eben Aufwand bedeutet, dessen „Return on Investment“ leider immer wieder mit einer ausgeprägten Kurzsichtigkeit unterschätzt, vernachlässigt, ignoriert wird.

KI PLUS (J)UX

Und noch ein anderer Grund existiert, der schon angeklungen ist: Die User Experience ist oftmals mies, langweilig und wenig intuitiv bei dieser Arbeit in der Nachspielzeit. „Spaß als UX“? Könnte das neue Formblatt für unser Projekt-Review vielleicht bunt sein, als Comic konzipiert, mit Emojys arbeiten oder „ganz verspielt“ wie ein Game auf dem Smartphone oder Tablet funktionieren?

Besserwerden ist nach dem Motivationsmodell von Daniel Pink (vgl. „Drive!“, 2011) ein zentraler Aspekt intrinsischer Motivation. Hierbei, also beim Lernen aus früheren Projekten, können Algorithmen, KI, Data Analytics, Maschinelles Lernen in Kombination mit einer Portion adäquater UX ganz sicher ordentlich helfen. Und sollte der Lernprozess womöglich auch noch Spaß machen – herrje, was könnte dann wohl passieren?!

Beim Spaß (oder auch: Jux, vom lateinischen iocus für „Scherz“) wird es allein und rein mit KI allerdings – zunächst – recht schwer: Zu irgendeiner Form von herzlichem Humor oder gar echter Freude sind Maschinen nicht fähig, verspielt sind Roboter und Algorithmen auch nur äußerst selten. Also muss hier der Mensch zum Einsatz kommen. Wenn es wirklich Spaß macht aus der eigenen (Projekt-) Vergangenheit zu lernen, dann wird es sich eben nicht mehr nach einer ungeliebten Pflichtaufgabe anfühlen, die man irgendwie nach Projektabschluss, wenn doch eigentlich (!) alles (!) fertig (!) ist, noch reinquetscht. Wenn jedoch eine Review-Retrospektive so konzipiert wird, so intuitiv designt ist, so spielerisch abläuft, so beliebt ist, dass sich das gesamte Team bereits während eines laufenden Vorhabens darauf freut ... perfekt, schon gewonnen.

Agile Leadership im Projekt? Führung und Qualitätssteigerung „via Learning by (J)UX“, die transformational sind, dem Besserwerden dienen und dann auch noch spielerisch sind und Spaß machen? Bitte seien Sie vorsichtig! Ihre Organisation könnte daran Gefallen finden.

***

Noch mehr lernen? Gerne.
Zum Beispiel mit diesem Workshop: 
https://wenigerundmehr.de/krise-lernen  (Und bitte, bitte nicht nur in Krisenzeiten.)

Einige weitere Gedanken über Veränderung, Lernen, KI & Co. befinden sich mitten in diesem Buch (das auch als eBook erhältlich ist):

 
Mehr dazu steht HIER.

Mehr dazu steht HIER.

Links zu Kapiteln mit Bezug zu diesem Artikel:

Unter den verlinkten Kapitelbeschreibungen gibt es jeweils auch die Literaturquellen und weitere Links als Leseempfehlungen für neugierige und lernfreudige Menschen.