„Schau mir in die Augen, Kleines”

Segen oder Fluch? Videokonferenzen, Zoom-Calls & Co.

Bildquellen: Pixabay

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Um gleich mal aufzuräumen mit einem seit Jahrzehnten mitgeschleppten Übersetzungsfehler: „Here’s looking at You, Kid“, sagt Humphrey Bogart zu Ingrid Bergmann in Casablanca. Der imperative Schau-Befehl aus der Überschrift existiert also „eigentlich“ gar nicht. Vielmehr macht Humphrey klar, dass er Ingrid in die Augen blickt. (Was sie mangels Blindheit durchaus hätte selbst erkennen können. Trotzdem danke für den Hinweis.)

Reisekosten? Nicht nötig. Reisezeiten? Nur die wenigen Sekunden oder manchmal Minuten, um die entsprechende App zu starten. Raumkosten? Nix da, alles online. Selbst Häppchen, Schnittchen, Catering & Co. entfallen völlig, wenn man sie nutzt. Dank ihr kann man (theoretisch gesehen) an jedem digitalen Meeting auf der wirklich weiten Welt teilnehmen. Ohne sie wäre wiederum momentan vieles gar nicht möglich – die Videokonferenz.

Hhmmm ... ja, es gibt definitiv echte Vorteile, die oben nur kurz angerissen sind und unter anderem in einer Diplomarbeit (anno 1996) postuliert wurden. Gleichzeitig sollte „man“ sich den aktuellen Call-Wahnsinn bewusst machen, die derzeitigen Auswirkungen (mit gelegentlich geröteten Augen) aufmerksam beobachten und existierende Unterschiede im „Handling“, insgesamt bei der Nutzung und Wirkung analysieren, erkennen, verstehen.

Geht es um reinen Faktenaustausch? Ist reale Emotion gefragt? (Wie) Kann etwas wie „Digitale Empathie“ auch via Videokonferenz erzeugt / zugelassen werden? Starren wir bald wie Zombies auf den Bildschirm? Oder gewinnen wir durch virtuelle Wege neue Nähe? Braucht man Zoom, Teams, WebEx, Skype, FaceTime & Co. 24/7 – tut‘s zwischendurch vielleicht ein Anruf (Breaking News: Das geht tatsächlich immer noch!) oder eine Mail?

Wenn man Ziele, Sinn, Zweck, erhoffte Wirkung und einiges mehr (gerne im besten Sinne fragwürdig kumuliert unter den hübschen Pseudonymen „Why“ & „How“) anschaut, strategisch plant, taktisch bewusst einsetzt und aufmerksam nutzt, dann können Videokonferenzen echt grandios, toll, clever, cool, wirkungs- und wertvoll sein. (Doch bitte nicht überall und ständig.)

Momentan haben wir durch Corona, resultierende Kontaktbeschränkungen und stay@home kaum die Wahl. Womöglich, hoffentlich irgendwann demnächst dann wieder schon. Und spätestens genau dann können wir aus den gemachten Erfahrungen lernen. Videokonferenzen spielen dabei sicher nicht die entscheidenste Rolle – aber alleine schon zum Lernen mit- und voneinander können sie hilfreich sein. Wenn man sie clever nutzt.

Hier ist die verbale Gegendarstellung von Ingrid und Humphrey:

Quelle: Bayern 2 bei Facebook (26.11.2017)

Quelle: Bayern 2 bei Facebook (26.11.2017)

 

Fast so alt wie Casablanca:

Schon längst vergriffen (und ganz unten auf der Seite)

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