„Eigenlob stinkt.“ Bullshit.
“Eigenlob stinkt.” Gibt es diesen Satz eigentlich noch in irgendeiner anderen Sprache als dem Deutschen?
In immer mehr Gesprächen und Seminaren stelle ich fest, wie „gut“ wir darin sind, uns selbst ganz besonders kritisch zu hinterfragen, noch das allerkleinste Haar in unserer selbstreflektierten Suppe zu finden. Und wie gar nicht gut wir uns auch mal anerkennend im Spiegel betrachten können (oder wollen).
Ist das „fishing for compliments“? Je mehr wir uns selber kritisieren, umso mehr muss doch bitteschön irgendjemand den Ball aufnehmen und uns ein Lob aussprechen? Leider vermute ich, dass gar nicht so viel Strategie dahintersteckt. Vielmehr scheint sich dieser fiese Glaubenssatz mit dem (vermeintlichen) Stinken gerade hierzulande ganz extrem in unseren Hirnen festgesetzt zu haben.
Doch wer soll andere Menschen loben, wenn er/sie es bei sich selbst nicht kann und tut? Und warum? Erwarten wir Wertschätzung ausschließlich von "einer höheren Instanz"?
Demut, Dreck und derlei Dinge
„Hochmut kommt vor dem Fall“ ist ein naher Verwandter von „Wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden“. Weitere Worte, die zu diesem Missverständnis verleiten mögen, dass wiederum Eigenlob zu unschönen Gerüchen führt. Doch schließen sich Demut und die Wertschätzung eigener Taten und Leistungen denn wirklich gegenseitig aus? Steckt eine besondere Form von Höhenangst dahinter? Darf man sich aus lauter Bescheidenheit (oder ist es die Angst vor einer Zerrung?) nicht auch mal selbst auf die Schulter klopfen?
„Schulterklopfer“, noch so ein negativ belegter Begriff. Da wären wir doch schön blöd, wenn wir bei uns selbst ... nee, danke. Lieber reden wir so richtig schlecht von uns, soll bloß niemand denken, dass wir etwa stolz wären, auf etwas, das wir getan haben. „Stolz“? Soweit darf‘s ja keinesfalls kommen. Niemals. Um Himmels Willen!
Das ist kein Appell, sich selbstverliebt auf einen Sockel zu stellen. Kein Impuls, sich in Hybris oder Selbsterhöhung zu suhlen. Aber – verdammte Axt! – man darf sich wirklich auch mal selbst Anerkennung und eigene Wertschätzung schenken.
Ehrliches Lob tut gut. Und bitte, liebe Lesende, macht das ein kleines bisschen häufiger mit und für Euch selbst. (Denn das wahre Stinken fängt wohl erst dann so richtig an, wenn man sich stattdessen andauernd selber durch den Dreck zieht.)
Nur wenig mühsam
„Das habe ich heute gut gemacht.“ Dieser Satz lässt sich mit wenig Mühe schreiben. Wie fühlt es sich an, ihn auch auszusprechen?
Wer will schon einen Frosch küssen, der sich nicht selbst im Spiegel betrachten mag und sich stattdessen lieber ständig kritisiert? Das ist gar nicht so sexy, wie all die Glaubenssätze einem Glauben machen wollen.